Arten von Wertpapieren – No.2 Die Anleihe
Autor: Josh Feldhaus
Lesezeit: ca. 7 Minuten
Nachdem wir uns im letzten Blogeintrag intensiv mit der Aktie beschäftigt haben, werden wir nun wie versprochen einen genauen Blick auf das nächste Wertpapier in unserer Reihe „Arten von Wertpapieren“ werfen: die Anleihe.
Was ist überhaupt eine Anleihe?
Im Gegensatz zur Aktie, mit der du Miteigentümer des jeweiligen Unternehmens wirst, bist du durch den Besitz einer Anleihe ein Gläubiger bzw. Kreditgeber eines Staates oder eines Unternehmens – je nachdem ob Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen. Im Gegenzug für den gewährten Kredit erhältst du als Besitzer der Anleihe regelmäßige Zinszahlungen (auch Kupon genannt). Diese Zinszahlungen können entweder fix oder variabel sein. Am Ende der Laufzeit werden die Anleihen dann in zuvor festgelegter Höhe an den Anleger zurückgezahlt.
Der Nennwert einer Anleihe
Anleihen werden beim Emittieren (Ausgabe der Anleihe) im Regelfall zum sogenannten Nennwert ausgegeben. Der Nennwert ist meistens auch der Rückzahlbetrag am Ende der Laufzeit. Da Anleihen aber an der Börse frei handelbar sind, können die Kurse schwanken. Dabei entspricht der Nennwert einem Kurs von 100 (%), das heißt ein Wert von 90 zeigt einen Wertverlust von 10% an. Diese Schwankungen kommen durch die Änderungen des Zinsniveaus zustande. Wenn das Zinsniveau steigt, dann fällt der Preis der Anleihe und anders herum.
Rendite bei Anleihen
Die Rendite, die mit einer Anleihe erzielt werden kann, hängt also nicht nur von der Zinszahlung bzw. dem Kupon ab, sondern auch vom Kaufpreis und der restlichen Laufzeit der Anleihe. Ganz grob gesagt: wenn der Kaufpreis der Anleihe steigt, verringert sich die Rendite, wenn er sinkt erhöht sie sich.
Grundsätzlich gilt bei der Anleihe das gleiche Prinzip wie bei einem Bankkredit. Je schlechter die Bonität des Staates oder Unternehmens ist, desto höher muss die Rendite für den Gläubiger ausfallen, um das eingegangene Risiko zu entschädigen. Aber auch wenn die Rendite rechnerisch hoch ausfällt, kann es dennoch zum Zahlungsverzug oder -ausfall kommen. Bevor du also in Anleihen investierst, solltest du dir über deine Risikobereitschaft im Klaren sein.
Nachdem wir nun die grundlegenden Fakten beleuchtet haben, schauen wir uns im nächsten Zug kurz die relevantesten Arten von Anleihen an.
Staatsanleihen:
Staatsanleihen sind Anleihen, die von Staaten wie bspw. der Bundesrepublik Deutschland (Bundesanleihen) oder den USA (Treasury Bonds) ausgegeben werden. Staatsanleihen von Ländern mit hoher Bonität gelten als die sichersten Anleihen überhaupt. Die Laufzeiten von Staatsanleihen können variieren. In Deutschland gibt es aktuelle Anleihen mit einer Laufzeit von 7, 10, 15 oder 30 Jahren.
Unternehmensanleihen:
Wie du vielleicht bereits vermutet hast, handelt es sich bei Unternehmensanleihen um Anleihen, die von Unternehmen ausgegeben werden. Die Zinsen unterscheiden sich je nach Bonität und Laufzeit der Anleihe.
Nachrangige Anleihen:
Bei diesen Anleihen wirst du als Anleger im Falle einer Insolvenz erst nach allen anderen Gläubigern ausbezahlt. Mit dem, was noch übrig ist und was nicht zwingenderweise den Nennwert der Anleihe abdeckt., Dieser Nachteil wird in der Regel mit einem höheren Zins kompensiert.
Hochzinsanleihen:
Bestimmt hast du die Begriffe Junk-Bonds oder High-Yield-Bonds schon einmal gehört. Darf ich vorstellen: das sind Hochzinsanleihen. Diese werden von Staaten oder Unternehmen mit schlechter Bonität ausgegeben. Wie der Name schon sagt, ist der Zins im Gegenzug recht hoch im Vergleich zu Staaten/Unternehmen mit guter Bonität, aber das Ausfallrisiko ist ebenfalls höher.
Wandelanleihen:
Diese Anleihen sind eine Mischung aus Aktie und Anleihe. Du kannst nämlich die Wandelanleihe zu einem bestimmten Umtauschverhältnis in Aktien umwandeln. Eine Umwandlung ist grundsätzlich dann sinnvoll, wenn durch eine positive Entwicklung des Aktienkurses das Umwandeln in besagtem Umtauschverhältnis profitabler ist als das weitere Halten der Anleihe.
Pfandbriefe:
Pfandbriefe sind besonders besicherte Anleihen von Banken. Anders als normale Bankanleihen sind Pfandbriefe mit Sicherheiten wie Immobilienkrediten, Darlehen an Staaten oder Schiffsfinanzierungen hinterlegt. Diese Sicherheiten bieten einen besonderen Schutz im Falle der Insolvenz der jeweiligen Bank.
Zerobonds (abgezinste Anleihen):
Diese Anleihen, auch Nullkuponanleihen genannt, haben keine laufende Verzinsung. Die Rendite ergibt sich aus der Differenz zwischen Anlagebetrag und Rückzahlungssumme In dieser Differenz sind also die Zinsen und Zinseszinsen eingepreist. Für diejenigen, die sich etwas in Finanzmathematik auskennen: der Kaufpreis eines Zerobonds entspricht dem diskontierten (abgezinsten) Rückzahlungsbetrag.
Im nächsten Blogbeitrag der Reihe „Arten von Wertpapieren“ werden wir uns mit Fonds und ETFs (Exchange Trade Funds) auseinandersetzen.
Quellen:
ING DiBa AG: Anlegen mit Wertpapieren, https://www.ing.de/wertpapiere/wissen/wertpapierarten/, abgerufen am 02.04.2021.
Buhrs, H.: Anleihen (Bonds), 2020, https://www.finanztip.de/anleihen/, abgerufen am 02.04.2021.
Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH: Bundesanleihen, 2021, https://www.deutsche-finanzagentur.de/de/private-anleger/bundeswertpapiere/bundesanleihen/, abgerufen am 02.04.2021.
Kühn, S., Kühn, M.: Handbuch Geldanlage. Berlin: Stiftung Warentest, 2018, S. 85ff.