Arten von Wertpapieren – No.5 Optionen & Optionsscheine

Autorin: Kirsten Ulbrich
Lesezeit: ca. 5 Minuten

Wir kennen nun schon eine ganze Menge von verschiedenen Wertpapieren und es wurde mit jedem Beitrag auf unserem Blog ein wenig komplexer. Heute wird es um Optionen und Optionsscheine gehen.

Was sind überhaupt Optionen?  

Optionen geben dem Anleger das Recht, aber verpflichten ihn nicht, eine Anlage in einem bestimmten Zeitraum oder zu einem Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Bei der amerikanischen Variante kann der Anleger die Option zu einem beliebigen Zeitpunkt innerhalb der Laufzeit ausüben. Bei der europäischen Variante hingegen kann der Anleger die Option erst am letzten Tag der Laufzeit ausüben 

Der Anleger spekuliert mit einer Option also auf den Kursverlauf des der Option zugrundeliegenden Basiswerts. Wenn der Wert der Anlage X bis zu einem Zeitpunkt Y in der Laufzeit stark gestiegen ist, profitiert der Anleger, denn er kann die Anlage immer noch zu dem vorher bestimmten Preis kaufen. Wenn die Anlage X allerdings sinkt, ist es von Nachteil für den Anleger. Er muss zwar die Option am Ende der Laufzeit nicht ausüben, aber verliert das zuvor für die Option gezahlte Geld, die sogenannte Prämie.   

Optionen sind Hebelprodukte, genau wie Knock-Outs und Faktorprodukte. Wir konzentrieren uns aber auf Optionen und Optionsscheine, weil sie die häufigsten Hebelprodukte sind.  

Hebelprodukte beziehen sich immer auf einen Basiswert – das können zum Beispiel Aktien, Anleihen oder Indizes sein. Optionen kosten den Anleger nur einen Bruchteil des Basiswerts. Der Anleger muss also nicht direkt den vollen Kaufpreis zahlen. Dafür haben Optionsscheine einen Hebel: Wenn der Basiswert sich verändert, verändert sich der Wert des Optionsscheins im vorher festgelegten Verhältnis – positiv als auch negativ. Demzufolge besteht die Chance auf eine höhere Rendite, aber auch auf einen größeren Verlust.

Arten von Optionen

Es gibt generell zwei Arten von Optionen – Call- und Put-Optionen.  

Call-Option: Das Recht, zu kaufen. Der Anleger setzt darauf, dass der Basiswert steigt. Dementsprechend steigt auch der Wert des Option nach dem vorher festgelegten Hebel – das heißt zum Beispiel die Option steigt um das Dreifache, weil auch der Basiswert steigt. Hierbei ist wichtig, dass es nicht immer im Verhältnis 1:1 ansteigt, sondern der Anleger das Verhältnis im Vorfeld bei der Bestimmung des Hebels wählen kann. Bei der Call-Option wollen die Anleger die Anlage am zu einem bestimmten Zeitpunkt kaufen – sie haben ja vorherbestimmt, zu welchem Wert sie kaufen (sogenannter Ausübungs- bzw. Strike-Price). So können sie sicher sein, dass auch wenn der Basiswert steigt, sie weiterhin zu dem Strike Price kaufen können. Die Differenz stellt den Gewinn dar.  

Put-Option: Das Recht, zu verkaufen. Der Anleger setzt darauf, dass der Basiswert sinkt und kauft Put-Optionen. Bei einem Wertverfall des Basiswerts würde der Anleger dementsprechend profitieren, weil der er das Recht hat, den Basiswert zum höheren Strike-Price zu verkaufen, als er im Markt tatsächlich wert ist. Die Differenz stellt den Gewinn dar. 

Wie eingangs schon erwähnt wird zwischen Optionen und Optionsscheinen unterschieden. Während sich die Preise von Optionen durch Angebot und Nachfrage bilden und frei an der Börse gehandelt werden können, werden Optionsscheine von Banken emittiert. Somit sind Optionsscheine auch freier in der Gestaltung. Allerdings unterliegen sie dem Emittentenrisiko. Das heißt, wenn die Bank insolvent wird, dann sind auch die Optionsscheine, die sie ausgegeben hat, wertlos.

Voraussetzungen 

Um Optionen handeln zu dürfen, muss der Anleger erst eine Finanztermingeschäftsfähigkeit erlangen. Hierfür muss dem Broker ein Nachweis vorliegen, dass der Anleger schon Erfahrungen mit spekulativen Anlagen besitzt oder sich akkurate Kenntnisse angelesen hat. Zudem ist eine Beratung durch den persönlichen Wertpapierberater über Risiken, Chancen und Produktmerkmale eine Voraussetzung.    

Risiken und Vorteile 

Hebelprodukte werden in der Regel von risikobereiteren und erfahrenen Anlegern verwendet. Ein Vorteil der Optionen ist, dass der Anleger mit relativ geringem Kapital von der Marktentwicklung profitieren kann. Außerdem kann auch mit einer fallenden Marktentwicklung eine positive Rendite erzielt werden. Optionen eignen sich zudem für das Hedging – also der Absicherung einer Position, indem sie eine Gegenposition bilden – also kann eine Kursentwicklung durch Optionen ausgeglichen werden.  

Nachteile der Option ist das Risiko eines überproportionalen Verlusts aufgrund der Hebelwirkung. Außerdem ist bei Optionen die Optionsprämie, also der Preis der Option selbst, in jedem Fall zu zahlen. Das heißt also auch im Falle eines sinkenden Kurses und der Entscheidung, die Anlage am Ende der Laufzeit nicht zu kaufen oder zu verkaufen. 

Wie immer gilt: Wir wollen euch nicht beraten, sondern informieren! Ob die Risiken oder Vorteile für euch überwiegen, müsst ihr selbst entscheiden. Aber jetzt kennt ihr auf jeden Fall das System, das hinter Optionen und Optionsscheinen steckt 

Quellen: 

Berkholz, M. Hedging mit Optionen – Alles orientiert sich an Delta. Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG. Abgerufen am 20.05.2021 von https://www.gevestor.de/details/hedging-mit-optionen-alles-orientiert-sich-an-delta-667983.html 

Die Derivate-Liga: Optionsscheine (2018). Deutscher Derivate Verband. Abgerufen am 18.05.2021 von https://www.youtube.com/watch?v=TjOoqS9pCuc 

Optionsscheine. Finanzen.net. Abgerufen am 20.05.2021 von https://www.finanzen.net/ratgeber/wertpapiere/optionsscheine.  

Was sind Optionsscheine? (2018). Börse Frankfurt. Abgerufen am 18.05.2021 von https://www.youtube.com/watch?v=OUjmXCpV-p8 

 

 

 

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