Aktuell befinden wir uns in einer sehr bewegenden und ereignisreichen Zeit. Die Welt blickt auf den Ukraine-Konflikt und hofft auf eine friedliche Lösungsfindung. 

Doch was ist der Hintergrund dieses geopolitischen Konfliktes und wie wirkt sich dieser auf die globalen Finanzmärkte aus? Besteht ein Zusammenhang zwischen den politischen Ereignissen und dem Marktgeschehen und was muss man als Privatanleger in solchen turbulenten Zeiten beachten? Diese Fragestellungen möchte ich genauer beleuchten und mich intensiver mit der Thematik auseinandersetzen. 

Hintergrund des Ukraine-Konflikts und die Minsker-Abkommen

Im Jahr 2014 und 2015 haben Russland, Ukraine, Frankreich und Deutschland (das sogenannte Normandie-Format) die Minsker Abkommen 1 und 2 beschlossen. Diese beinhalten den Waffenstillstand und die Reintegration der umstrittenen Volksrepubliken in der Ostukraine, Donezk und Luhansk. Das Minsker Abkommen konnte jedoch bis heute nicht umgesetzt werden, weil Moskau die abtrünnigen Gebiete weiterhin militärisch, politisch und wirtschaftlich unterstützt. Somit ist ein Ungleichgewicht entstanden und Russland fordert, die selbsternannten Volksrepubliken als souveräne und unabhängige Staaten anzuerkennen. 

Die Abkommen werden regelmäßig gebrochen und somit kommt es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen. 

Die Ukraine weist die stärkste Armee Europas auf, dennoch befürchten Experten, dass einer Invasion durch Russland nicht lange Stand gehalten werden kann. Der Konflikt in der Ost-Ukraine nimmt deshalb einen hohen Stellenwert ein, weil ein Anschluss der „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk an der russischen Invasion befürchtet wird.

Die Rolle der NATO im Konflikt

Russland fordert umfassende Sicherheitsgarantien der NATO, dass keine weiteren Länder im Osten aufgenommen werden. So berichtet der russische Botschafter 

Netschajew in Berlin: „Die militärisch-technische Erschließung der Ukraine durch die NATO bedeutet für uns ein großes Sicherheitsrisiko“. Netschajew weiter: „Bei entsprechenden Waffensystemen können wichtige lebenswichtige russische Zentren in nur fünf bis sieben Minuten erreicht werden“. 

In diplomatischen Gesprächsrunden hat der Westen bereits erkennen lassen, dass eine Aufnahme der Ukraine in die NATO nicht zur Diskussion stünde.

Auswirkungen auf die Finanzmärkte

In den letzten Tagen ist die Volatilität der Finanzmärkte deutlich auf die Nachrichtenlage der nervösen geopolitischen Lage zurückzuführen. Verstärkt wird diese auch durch die Zinswende, welche langsam durch die FED eingeleitet wird. Wie in einem vorherigen Blog schon beschrieben, trifft der Mensch nicht immer rationale Entscheidungen, und somit sind starke Kursbewegungen mit der Furcht vor einem Einmarsch Russlands in die Ukraine zu begründen. Ein Krieg hätte deutliche wirtschaftliche Folgen. Die Rohstoffpreise steigen bereits, welche zusätzlich auf die Konjunktur drücken. Zudem besteht die Gefahr der Lieferkettenunterbrechung und das Russland-Geschäft der deutschen Großkonzerne.

Dennoch besteht das berühmte Sprichwort „Politische Börsen haben kurze Beine“.

Was steckt dahinter? Ist das auch im aktuellen Sachverhalt zutreffend? 

Dieser flott formulierte Spruch soll deutlich machen, dass ökonomische Fundamentaldaten wie Konjunktur- und Gewinnzyklus, die Wertentwicklung einer Finanzanlage ausmachen. 

Dennoch gibt es etliche Beispiele, in denen politische Entscheidungen, wirtschaftliche Entwicklungen langfristig beeinflussen. So kann man das Beispiel der Türkei nennen, wo politische Entscheidungen seit mehreren Jahren Wertvernichtung hervorrufen. Dies ist zu begründen mit der Geldpolitik der Türkei und der damit einhegender Inflationsentwicklung. 

Ein schönes Gegenbeispiel ist die Wirtschaftspolitik der USA. So spielt die Wall Street im internationalen Finanzgeschäft immer noch mit Abstand die größte Rolle, was auch mit politischen Entscheidungen der USA zu begründen ist. So verkörpert die USA das Modell der freien Marktwirtschaft, wie kein anderes Land. Ein Krieg in Europa würde den Freihandel deutlich einschränken und somit auch Wertvernichtung hervorrufen.

Konsequenzen für den Privatanleger

„Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ Diese Börsenweisheit stammt von Carl Mayer von Rothschild und spielt darauf an, dass ein Krieg auch Rendite-Chancen bieten kann. 

Auffällig ist, dass trotz Kriegen, wie der Erste und der Zweite Weltkrieg, der Vietnamkrieg oder die Terror-Anschläge am 11. September, die Börsen nach kurzfristigen Verlusten wieder stabil waren und sogar Kursanstiege verzeichnet wurden. Ein Krieg schließt somit ein Investment in den Kapitalmarkt nicht aus. 

Schlussendlich kann man sagen, dass ein Vorhersehen der Reaktion des Kapitalmarktes, trotz Erfahrungswerte nicht möglich ist. Es lässt sich fern ab vom Börsengeschehen nur hoffen, dass der Konflikt diplomatisch gelöst werden kann und wir auch weiterhin in einem friedlichen Europa leben können. 

Genau diese Ungewissheit macht die Börse aber auch so spannend, oder? Wie steht ihr zu diesem Thema und habt ihr Lust eure Meinung auszutauschen? Dafür bietet sich perfekt unser Stammtisch an oder ihr besucht eines unserer anderen Events. Für Anregungen oder wenn ihr gerne mehr Informationen über ein anderes Thema lesen möchtet, schreibt uns gerne an kommunikation@berliner-boersenkreis.de

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